Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

26.03.20

Was Finanzen und Versicherungen angeht, sind wir Deutschen leider Analphabeten. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Eine gewagte These, aber: mangelndes Wissen, kein Interesse, fehlendes Vertrauen, Faulheit oder auch viele Kombinationen dieser Faktoren machen uns anfällig für schlechte Finanz- und Versicherungsprodukte.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Was meine ich damit? Nun ja, nehmen wir das Beispiel einer Rentenversicherung. Bevor man einen Vertrag unterschreibt, erhält man ein dem Versicherungsvertragsgesetz konformes Angebot. Das sind dann gut und gerne über 50 Seiten. Die wichtigsten Informationen in diesem unübersichtlichen Blätterwald gehören zum sogenannten Produktinformationsblatt. Dort listet der Versicherer nämlich detailliert alle Kosten des Vertrages auf.

Schauen Sie bitte als erstes darauf! Glauben Sie schon gar nicht die Märchen, die Ihnen viele Gesellschaften auf den ersten Angebotsseiten erzählen wollen: „Wenn das Produkt 6% Rendite im Schnitt macht, dann kommt dieser und jener Betrag raus.“ Alles Quatsch! Der Gesetzgeber gibt leider keine Kalkulationsnorm vor, so dass es – und da können Sie mir ruhig glauben – unzählige Unternehmen gibt, die Zahlen fernab jeder Realität ausweisen.

Guter Rat ist teuer

Erst vor kurzem habe ich einem Interessenten eine Kostenanalyse zu seiner bestehenden Rentenversicherung vorgelegt. Der Herr ist Mitte 30, so dass sein Produkt einen fondsgebundenen Sparkern beinhaltet, was schon einmal zu befürworten ist. Nun zahlt er aber leider für den Vertrag 3,2% an Kosten. Und das jedes Jahr, wohlgemerkt! Als ich ihm die Zahlen präsentierte, war er natürlich sichtlich geschockt.

Nach ungefähr einer Woche rief er mich an und teilte mit, dass er den Vertrag doch behalten wird, weil – und jetzt kommt´s – sein guter Buddy aus dem Verein hatte ihm diesen vermittelt und ihm gesagt, dass das alles so gar nicht stimmt. Der Vertrag sei schon gut. Somit vertraut jener Interessent entsprechend lieber darauf, dass es schon irgendwie gut gehen wird. Es ist ja schließlich ein guter Freund von ihm. Der wird ihn schon nicht veräppeln.

Den Menschen, die Ihre finanziellen Entscheidungen nicht auf der mathematisch-rationalen, sondern auf irrationaler Ebene treffen, ist dann leider auch nicht mehr zu helfen. Doch für alle anderen gibt es noch Hoffnung! Das Internet und die damit verbundene Transparenz machen es möglich.

Unsere Tipps

Suchen Sie sich im ersten Schritt einen qualifizierten Versicherungsmenschen und vereinbaren Sie einen ersten Kennenlerntermin. Achten Sie auf eine transparente und informative Website. Und vor allem darauf, wie seine bisherigen Kunden ihn z.B. auf Google oder KennstDuEinen bewertet haben. Genau wie Sie auf Amazon erst die Bewertungen lesen, bevor Sie auf „Kaufen“ klicken, sollten Sie diesen Filter auch für Ihr Kapital vorschalten.

Weshalb ich das sperrige Wort Versicherungsmensch benutze, möchte ich Ihnen gerne in meinem nächsten Blogbeitrag erläutern. Davon gibt es gewissermaßen verschiedene Gattungen und nicht alle sind unbedingt gut für Ihr Portfolio.

Bis dahin: Bleiben Sie kritisch!

Ihr Alexander Kukovic


Über den Autor Alexander Kukovic

Alexander Kukovic ist seit 2012 Berater im Bereich Private Clients bei Hoesch & Partner. Der studierte Senior Consultant (Versicherungswesen, Fachhochschule Köln) ist ausgewiesener Experte in den Bereichen Berufsunfähigkeitsversicherung sowie Renten- und Ruhestandsplanung. Sein Motto "Amat victoria curam" (Gaius Valerius Catullus), auf Deutsch: "Der Sieg liebt die Vorbereitung" durchzieht seine Arbeit als Versicherungsmakler. Dabei legt Alexander viel Wert auf das Verständnis seiner Mandanten für die von ihm empfohlenen Versicherungen.

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